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Apr 19, 2021

Die Rolle der OP-Belüftung in der Infektionsprävention

Dass die richtige Lüftungstechnik im Operationssaal essentiell ist in Bezug auf Raumklima und Aspekte der Arbeitssicherheit, ist längstens bekannt. Kontrovers ist hingegen, welche Rolle sie als Risikofaktor bei postoperativen Wundinfektionen spielt. Insbesondere das Fehlen von international einheitlichen normativen Regelungen trägt hier zur Frage nach dem infektionspräventiven Nutzen der Lüftungstechnik im Operationssaal bei. Das erschwert nicht nur die Organisation und Planung von entsprechenden Lösungen, sondern gestaltet darüber hinaus die Entscheidung für ein angemessenes System als schwierig. 

Prof. Dr. Clemens Bulitta vom Institut für Medizintechnik mit Lehrgebiet Diagnostische Systeme und Medizintechnik-Management an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden geht in der aktuellen Ausgabe des contamination control report hier dezidiert auf die drei wichtigsten Lösungsansätze im Bereich OP-Belüftung ein. Anhand definierter Vergleichskriterien (u.a. definierter Schutzbereich, schnelle Partikelabfuhr sowie Lärm- und Keimbelastung) werden TVS-Systeme (Turbulente Verdünnungsströmung), TAV-Systeme (Turbulenzarme Verdrängungsströmung) sowie TcAF-Systeme (Temperatur-kontrollierten Airflows (TcAF) hinsichtlich ihrer Funktionalität beurteilt, um so eine adäquate Entscheidungsbasis für Nutzer zu schaffen.

Deutliche Vorteile von TcAF-Systemen

Die Vorteile des temperaturkontrollierten Airflow (TcAF) werden hier insbesondere mit Hinblick auf den erforderlichen Schutzbereich deutlich. So konnten zufällige Positionierungsanalysen bei bestehenden TAV-Installationen zeigen, dass nicht alles, was im Schutzbereich des TAV-feldes positioniert sein muss, auch dort positioniert ist. Es zeigt sich, dass OP-Räume folglich deutlich größer konzeptioniert werden müssten, als es derzeit üblich ist. Aber auch hinsichtlich Lärmbelastung und Zuggefühl weißen TcAF-Systeme deutliche Vorteile auf, ebenso was ihr Einsparpotenzial bei Installations- und Betriebskosten betrifft. 

Zwar bleibe ungeklärt inwieweit die Raumlufttechnik im Operationsraum zur Infektionsprävention beiträgt. Dass die mikrobiologische Belastung der Raumluft einen Risikofaktor darstelle, sei laut Bulitta jedoch unstrittig. Besonders vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie, die das Problemfeld der Belüftung auch über den Operationsbereich hinaus deutlich mache. In Folge müsse die mikrobiologische Belastung der Raumluft möglichst geringgehalten werden, um hier eine entsprechende Schutzwirkung zu erzielen. Um dies zu erreichen erweist sich eine Berücksichtigung aller potentiellen Einflussfaktoren als zwingend notwendig, da nur so dem Operationssaal als komplexes thermodynamisches System Rechnung getragen werden kann. In diesem Zusammenhang wäre auch eine deutlich stärkere Orientierung an den Vorgaben der EN ISO 14644 sowie an den GMP-Richtlinien empfehlenswert, die unter anderem die Definition von hochreiner Raumluft (< 10 KBWE / m³ bzw. < 5 KBE / m³) beinhaltet. 

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